Also ich
hab ja nicht unbedingt was gegen unrealistische Filme.
Nicht unbedingt.
Wenn sie gut gespielt und filmisch gut umgesetzt sind,
mich unterhalten,
mir etwas zu sagen haben,
mich nachdenklich machen.
Nun, unterhaltsam
ist der Film.
Gut gespielt
ist der Film ebenfalls.
Für ihre schauspielerische Leistung hat Julia Roberts einen Oscar
bekommen,
von mir bekommt sie meine Hochachtung!
(Ich hätte nie gedacht, dass es mal so weit kommen würde.)
Und was
zu sagen hat der Film ebenfalls. Die Handlung ist schon mal gut:
Alleinerziehende Mutter zwingt umweltverschmutzenden Energieversorger
in die Knie.
Ich als alter "Öko" finde es natürlich gut, wenn
so eine riesen Firma,
die Umweltsauereien macht, eins auf die Finger kriegt.
Aber dass
das eine alleinerziehende Mutter ohne Schulabschluss hinkriegen sollte,
ist doch etwas arg unrealistisch. Doch es steht im Drehbuch:
Erin Brockovich,
die kaum ihre Kinder ernähren kann,
wird unverschuldet Opfer eines Autounfalls,
verliert den Prozess, weil sie ihr loses Mundwerk nicht halten kann.
ist sauer auf ihren Anwalt, der dies nicht verhindern konnte,
bittet, bedrängt diesen nach erfolgloser Jobsuche, sie als Hilfskraft
einzustellen.
In dessen Kanzlei stößt sie beim Sortieren von Akten auf
merkwürdige Zusammenhänge,
kommt einem Umweltskandal auf die Schliche,
überredet den Anwalt, Klage zu erheben,
sammelt Beweise und Aussagen der Betroffenen und ...
zwingt
den Verursacher des Umweltskandals in einer Art Vergleich
zur Zahlung der unglaublichen Summe von 333 Millionen Dollar Entschädigung.
Voll unrealistisch!
Damit wir
uns richtig verstehen: Der Film ist voll gut!
Aber eben
auch voll unrealistisch. Denkt
man sich so beim Ansehen.
Umso erstaunlicher
die Tatsache, dass das alles offenbar wirklich so passiert ist.
Dazu die
echte Erin Brockovich in einem Chat auf www.erinbrockovich.com
auf die Frage, ob es große Unterschiede zwischen der Filmhandlung
und den tatsächlichen Ereignissen gäbe:
"No."
Ja wenn
das so ist, dann ist Erin Brockovich ja sowas wie eine Heldin, ja eine
Heilige!
Auf einmal klingt Erin wie Robin und fast möchte man über
Erin Brockovich sagen,
was Einstein über Ghandi gesagt hat:
"Künftige
Generationen werden kaum glauben, dass eine wie sie
in Fleisch und Blut auf dieser Erde gewandelt ist."
Auf dieser
Erde, auf der sonst ja nur eines zählt:
Geld.
Das spielt
bei Erin zum Glück ja gar keine Rolle.
Oder?
Hat sie
nicht am Ende von der Kanzlei einen Scheck bekommen über,
Moment, was war das noch, 2 Millionen Dollar?
In Wirklichkeit sollen es sogar 2,5 Millionen Dollar gewesen sein.
Was aber wenig ist im Vergleich zu den 134 Millionen Dollar, die die
Kanzlei eingesackt hat..
Und überhaupt
hätte man ohne Geld so einen Film wohl auch kaum machen können.
51 Millionen Dollar hat der Streifen gekostet,
was wiederum wenig ist im Vergleich zu den 256,5 Millionen Dollar, die
er eingespielt hat.
Von Julia
Roberts sagt man, dass sie bei jedem Film etwa 20 Millionen Dollar verdiene
...
... aber
die echte Erin Brockovich ist ja bestimmt weniger raffgierig.
...
Nicht mehr:
Erin Brockovich
ist jetzt berühmt, hat schnell noch ein Buch geschrieben und beglückt
nun
die Welt mit Vorträgen und Ansprachen. 93 Termine in 18 Monaten.
Einem Artikel in der Los Angeles Times vom 24. März 2002 zufolge
verlangt sie für jeden Termin
25.000 Dollar.
In diesem Punkt macht mich die Wirklichkeit nachdenklicher als der Film.
Ich stelle
mir vor, Erin Brockovich wäre hochbezahlte Angestellte in einem
Energieversorgungsunternehmen, das die Umwelt versaut ...
Erin Brockovich
Offizielle
Homepage: www.erinbrockovich.com
InternetMovieDataBase: www.imdb.com/Title?0195685
(Rating: 7,5/10)