When Harry met Sally - men and women can never be friends
1989 - Regie: Bob Reiner - Mit Meg Ryan als Sally und Billy Chrystal als Harry


Kennen Sie Filme wie „Charlie's Angels”?
Die Akteure sehen überdurchschnittlich gut aus, denken und handeln in Lichtgeschwindigkeit,
kennen jeden Code, jeden Trick, haben zu jedem Zeitpunkt das notwendige Werkzeug,
die passende Waffe und die richtigen Worte. Solche Filme machen Spaß,
aber das Drehbuch ist nicht gerade aus dem Leben gegriffen.

Dann gibt es Filme wie „Erin Brokovich”, „Apollo 13”, „Titanic” oder „Der Insider".
Alles wahre Geschichten, aber für die meisten Zuschauer ohne Déjà-vu-Effekt.

Und es gibt Filme wie „Harry und Sally”, die haben fast nichts, was einen modernen Spielfilm ausmacht,
keine aufwendigen Kamerafahrten, keine Stunts, keine Spezialeffekte.
Aber sie vermitteln universelle Wahrheiten. Wahrheiten wie diese:

„Männer und Frauen können nie nur Freunde sein.”

Für Leute, die zu jung, zu alt oder zu spät sind, um sich den Film höchstselbst anzusehen,
hier eine Kostprobe:

Sally bietet Harry eine Mitfahrgelegenheit von Chicago nach New York.
So lernen sie sich näher kennen. In einer Raststätte macht Harry sich an Sally ran.
Die macht nicht mit und meint, es wäre besser, nur Freunde zu bleiben.

Harry: You realize of course that we could never be friends.
Sally: Why not?
Harry: What I'm saying is - and this is not a come-on in any way, shape or form - is that men and women can't be friends because the sex part always gets in the way.
Sally: That's not true. I have a number of men friends and there is no sex involved.
Harry: No you don't.
Sally: Yes I do.
Harry: No you don't.
Sally: Yes I do.
Harry: You only think you do.
Sally: You say I'm having sex with these men without my knowledge?
Harry: No, what I'm saying is they all WANT to have sex with you.
Sally: They do not!
Harry: Do too.
Sally: They do not.
Harry: Do too.
Sally: How do you know?
Harry: Because no man can be friends with a woman that he finds attractive. He always wants to have sex with her.
Sally: So, you're saying that a man can be friends with a woman he finds unattractive?
Harry: No. You pretty much want to nail 'em too.
Sally: What if THEY don't want to have sex with YOU?
Harry: Doesn't matter because the sex thing is already out there so the friendship is ultimately doomed and that is the end of the story.
Sally: Well, I guess we're not going to be friends then.
Harry: I guess not.
Sally: That's too bad. You were the only person I knew in New York.

 

Harry und Sally verlieren sich aus den Augen und kommen dann immer wieder zueinander.
Ihre Beziehung nimmt die unterschiedlichsten Töne an.
Am Ende - wer hätte das gedacht - kriegen sie sich. So richtig - also mit „sex thing”.

Was ist also dran an der Behauptung, Männer und Frauen könnten nicht einfach nur Freunde sein?

Meine Erfahrung: Doch doch, das geht schon.
Eine gute Nur-Freundschaft ist viel wert und meist haltbarer als eine Beziehung, die nur auf Sex aufbaut.

Aber das Leben ist nicht schwarzweiß, es ist ein bunter Strauß von Beziehungsmöglichkeiten.
Die Orchidee in dem Strauß ist natürlich die sexuell erfüllte Partnerschaft mit einer gehörigen
Portion Seelenverwandtschaft. Eine Beziehung, in der Körper und Seelen miteinander verschmelzen
und man glaubt, man wäre füreinander geboren. Sowas soll es geben, auch wenn ich hierzu leider
keine eigene Erfahrung beisteuern kann.

Guckt man sich tätsächliche Beziehungen mal an, so findet man wenig Orchideen,
statt dessen eher Wald- und Wiesenblumen, darunter viel Verwelktes, viel Dorniges
und hier und da ein Gänseblümchen.

Gänseblümchen sind die unsicheren Beziehungen à la "Sie liebt mich, sie liebt mich nicht."

Oder die Beziehungen der ungleichen Gefühle, à la "Ich liebe sie, sie liebt mich nicht."

Im Plot von Harry und Sally gab es das auch:

Harry: I've been doing a lot of thinking, and the thing is, I love you.
Sally: What?
Harry: I love you.
Sally: How do you expect me to respond to this?
Harry: How about, you love me too.
Sally: How about, I'm leaving.

Aber im Film gibt es immer ein Happy End. Da ist man fähig, im richtigen Moment das Richtige zu sagen,
zum Beispiel sowas:

Harry: I love that you get cold when it's 71 degrees out. I love that it takes you an hour and a half to order a sandwich. I love that you get a little crinkle in your nose when you're looking at me like I'm nuts. I love that after I spend the day with you, I can still smell your perfume on my clothes. And I love that you are the last person I want to talk to before I go to sleep at night. And it's not because I'm lonely, and it's not because it's New Year's Eve. I came here tonight because when you realize you want to spend the rest of your life with somebody, you want the rest of your life to start as soon as possible.


Schön nicht? Das hat bei Sally natürlich auch Eindruck hinterlassen:

Sally: You see? That is just like you, Harry. You say things like that, and you make it impossible for me to hate you!

Aber Film ist Fiktion. In Wirklichkeit fällt einem sowas bestenfalls am Tag danach ein.
Oder die in Frage kommende Sally ist bereits mit einem anderen Harry lieert.
Im Film wird dieser Fall ziemlich nebenbei in einer Nebenrolle abgehandelt:

Marie: All I'm saying is that somewhere out there is the man you are supposed to marry. And if you don't get him first, somebody else will, and you'll have to spend the rest of your life knowing that somebody else is married to your husband

Und dann gibt's halt keinen innigen Kuss, sondern die Gewissheit,
dass du den Rest deines Lebens damit leben musst,
dass jemand anderes mit deiner Frau verheiratet ist.

 

Harry und Sally [When Harry met Sally]
Offizielle Homepage: keine
InternetMovieDataBase: http://us.imdb.com/Title?0098635 (Rating: 7,7/10)